Selbige Mutter war aber auch in der Lage, mir knifflige Nähfragen (Hosenzippverschluss einnähen!!!) mit dem Kommentar "komm halt selber drauf, dann merkst du es dir besser" hartherzig zurückzuspielen. Nach ausgiebigem Fluchen, Auftrennen und Gegenstände-werfen musste ich ihr dann recht geben (ich kann es bis heute im Schlaf).
Die ausgewogene Mischung zwischen Zeigen, Material anbieten und selber machen lassen habe ich dann selbst mit Ehrfurcht und Gaudi zehn Jahre lang als Betreuerin an insgesamt etwa hundert Kindern in einer Wiener Kindergruppe ausprobiert. Wenn ich eine künstlerische Ausbildung genossen habe, war es diese!
Kinder - wie schon Pablo (Picasso) weiland wusste - sind Künstler, alle, und wenn man sie nicht daran hindert ("So gehört das nicht! Ein Pferd hat keine blauen Ohren! Mach das ordentlicher! Nicht so!") bleiben sie es und erfreuen sich ein Leben daran.
Ich habe das große Privileg, mich mein ganzes Leben lang an meinen diversen ausufernden kreativen Lüsten erfreuen zu dürfen. Die Sorge, ich wäre nicht ordentlich genug - mit Zettel - ausgebildet, habe ich mittlerweile schon ziemlich überwunden, was bleibt, ist das Problem der vielen Ideen, die durch den schmalen Trichter der Realität passen müssen. Denn wo sind großzügige Mäzene, wenn man sie braucht! ;)
So male ich und zeichne, arbeite mit Stoff, Wolle, Holz, gestalte Homepages und Broschüren, leite künstlerische Kurse für Malen, Zeichnen und Filzen da und dort, denke mir ein Sofa fürs Wohnzimmer aus, lege Mosaike, koche, mache meine Buchhaltung, füttere die Katzen (wär schon wieder Zeit), grabe im Garten herum, telefoniere mit meinen dankenswerterweise schon erwachsenen Kindern, lege meine Wäsche zusammen und male wieder ein bisschen.
Geht schon sehr gut, alles!
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